Babylon 5 - Lauer Gags
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Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Ach nee, das war ja Staffel 1. Jedenfalls gab es bereits zahlreiche vergebliche Anläufe, den Film zu besprechen, die im wesentlichen so abliefen:
#1: „Habt Ihr nächsten Mittwoch Zeit?“
#2: „Klar“
#3: „Klar“
#4. „Natürlich.“
#5: „Nee, krieg Kohlen.“
#6: „Count me in!“
(wenige Tage später)
#1: „20h heute Abend okay?“
#2: „Kann nicht“
#3: „Gelbsucht“
#4: „Kind kotzt.“
#5: „Mein Bein tut weh“
#6: „Ach, HEUTE war das? Verdammt“
Aber so wie JMS an Babylon 5 glaubte, glaubte ein tapferer Recke aus diesem Rat an eine Besprechung des inzwischen nicht mehr ganz so neuen Films. Und irgendwann war es tatsächlich soweit.
Um was gehts? In Kurzform:
Gregor:
„Die Liebe ist das stärkste Element im Universum. Bis Du auf ne Wand stößt.“
In Langform hat endlich auch der gute Sheridan erkannt, dass er als Präsident eigentlich überhaupt nicht taugt und nicht mal in der Lage ist, seine Glückssocken zu finden, oder auf dem Weg nach Minbar einen Truthahn zu begnadigen. Doch bevor es dahin geht, heißt es, Abschied von der Station zu nehmen.
Für neue Zauschauende (oder welche, die seit dem Ende der Serie vor *seufz* 25 Jahren nicht mehr wissen, um was es eigentlich nochmal ging) wird in einem ISN Report nochmal kurz zusammengefasst, was in 5 Staffeln Babylon 5 so passiert ist, bevor die Kamera von einer whitestar gerammt wird und deren Besatzung gefühlt wildfremden Menschen (und Aliens) in der CNC salutiert.
Egal, unter schöner Anflugmusik gehts auf nach Minbar, über die geländelose Brücke des Todes.
Raphael:
„Das ist die Berühmte Brücke auf Minbar – die Brücke der verlorenen Besoffenen.“
Gregor:
„Ja, wir hatten mal ne vierte Kaste, das war die Party-Kaste“
Da wundert es auch nicht, dass die Minbari plötzlich offenbar umweltverpestende Kraftwerke haben, hatten wir bisher doch eher den Eindruck, dass die Knochenköpfe sich eher von sowas wie Lichtenergie oder irgendeinem anderen spirituellen Quatsch die Buden heizen lassen. Schluss mit der Umweltverpesterei dank des Tachionen-Ei! Und wäre Sheridan auch nur halb so gut vorbereitet wie wir bei einer Episodenbesprechung, dann wüsste er, dass Tachionen nicht gut für seinen Taint sind. Aber seine Vorbereitungen sind eben fast so detailliert wie unsere:
Es kommt, wie es kommen muss: Sheridan wird durch Raum und Zeit geschleudert und landet in verschiedensten Mulitversen und parallelen Zeitachsen. Zum Beispiel in einer, in der Doctor Franklin an der Uni in einem erstaunlich leeren Saal lehrt. Vermutlich hat er ihn vorher schon geleert.
Immerhin kann Steven nach Sheridans Ankunft eine Expositionsbombe zünden und nach sage und Schreibe 17 Minuten nicht nur genau erklären, was passiert, sondern auch wie Sheridan das Ganze beenden kann. Niemand hört auf den armen Steven. Und – wuuusch – geht sie weiter die wilde Fahrt.
Man darf nun mit Papa Sheridan am Maisfeld stehen und Mariobarthesque Witze über die Parkkünste von Frauen reißen. Und darüber sinnieren, wie John sich damals(tm) im Mais verirrte und nur durch Liebe(tm) wieder nach Hause fand. Moment. Könnte DAS die Lösung des Problems sein?
Alex:
„Sei doch mal romantisch.“
Sascha:
„Hör doch mal auf Dein Herz!“
Raphael:
„Mein Herz sagt es ist kacke, was der da zusammengeschrieben hat.“
Dummerweise kommt trotz zweifacher Erwähnung verbunden mit Schwingen der Keylschen Plexiglasstange Sheridan immer noch nicht auf die Lösung und spätestens, als sich zwei weitere Kugeln (warum eigentlich zwei?) durchs Maisfeld fräsen, wirds auch für ihn Zeit, die Dimension zu wechseln.
Und EEEEEEEEEEEEEEEEndlich sind wir auf Babylon 5. Nur nicht das Babylon 5, das wir kennen. Das hier steht unter dem Kommando von Sinclair und wird gerade von den Schatten überannt. Zwischen echt schnieken Raumkämpfen, die noch etwas wirkungsvoller wären, wenn wir diesen supertollen Piloten kennen würden, und letzten Gefechten voller Dramatik darf Sheriadan durch Gänge spurten, kesse Sprüche reißen und die dämlichste Selbstzerstörungsequenz aller Zeiten auszlösen, um den dämlichsten Rettungsplan aller Zeiten zu ermöglichen. Und dazu noch ein paar schlecht getimte pseudolustige Sprüche kloppen. Und damit kommen wir zum Kernproblem:
Alex:
„Der Film weiß nicht, wo er tonal hinwill.“
Zum einen wechseln wir so schnell die Universen, dass uns gar keine Zeit bleibt um darüber nachzudenken, warum jetzt hier alles anders ist und warum uns das Schicksal der Alternativ-Lyta jetzt irgenwie interessieren sollte. Und auch der durch die Sprünge zunehmend lädierte kalauert sich mit einer Flapsigkeit durchs Multiversum, dass jeder Hauch von Gravitas sich in Nichts auflöst. So wie Sheridan, kurz bevor die Station explodiert. Zahaboom.
Zwischenzeitlich ist man noch auf einer weiteren alternativen Station, die diesmal von Lochley (die weder optisch noch tonal iiiirgendwie an Tracy Scoggins erinnert, obwohl sie von seliger gesprochen wird) kommandiert wird. Und zack schon ist man wieder runter von der Station, denn die Lösung liegt auf Epsilon 3, wo Zathras sich nicht nur tausendfacht geklont hat, sondern eine schicke Powerpointpräsentation vorbereitet hat. Leider kann Sheridan die 10 Minuten nicht auf Kaffee oder neuen Zeitstabilisator warten und gibt sich wieder mal die Kugel.
Denn für gefühlt 45 Minuten Kalenderblattsprüche mit dem Universum im Form von G’Kar ist immer Zeit. Wie es sich geziemt vor schwarzem Hintergrund.
Zurück bleiben gelangweilte und genervte Podcaster, die sich fragen: Was soll das?
Alex:
„Da hätte er auch sagen können: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.“
Sascha:
„Et kütt, wie et kütt.“
Es spricht Bände, dass die jetzt beschriebene Szene vermutlich sogar irgwann davor dran war, aber es tut tatsächlich nix zur Sache, weil Sheridan eben nicht von Sprung zur Sprung ein Puzzleteil mehr bekommt, dass er am Ende geschickt zusammensetzt, um den richtigigen Schluss zu ziehen (wir erinnern uns: Die Lösung des Ganzen erklärte Franklin bereits in Minute 17). Allerdings zählt sie zu den Highlights des Films: Wir befinden uns nämlich in einer namenlosen Stadt auf der Erde, wo Londo und Susan sich mit Alkoholika am Pool eingefunden haben, um aus der ersten Reihe das Ende der Welt zu beobachten. In diesem Universum haben die Vorlonen nämlich einen Hass auf die Erde und schmeißen deshalb einfach einen Trabant drauf (den Mond, nicht das Auto).
Ziemlich mitgenommen landet John wieder auf B5, das allerdings ein wenig aussieht wie in Staffel 1. Nur, dass er selber Kommandant ist. John führt also ein wenig Selbstgespräche mit seinem jüngeren ich (immerhin wird kein Tierwesen angerufen). Selbiges lässt die Geschichte durch eine erstaunlich kompetent schauspielernde Pat Talman verifizieren. Das Zathras mit einem Zeitstabilisator im Hangar steht, macht die Sache ein Stückchen noch glaubwürdiger. Und endlich macht Sheridan das, was ihm seit Minute 17 geraten wurde: Er rennt jetzt nicht mehr vor der myteriösen Zauberkugel weg, sondern in nichtendenwollender dramatischer Zeitlupe auf sie zu. Stellt sich raus: Drinnen hockt eine sehr spookig wirkende Sailermoon-Delenn, die Sheridan mitnimmt, nachdem man sich hochpeinlich gegenseitig versichert hat, wie sehr man sich liebt. Hach, hätte uns JMS diese große Liebe doch in der Serie auch mal *gezeigt*, dann würden wir das vermutlich sogar glauben.
Und – zack! (der Ausruf, nicht der Chrakter) – sindse beide weg und wir bleiben beim ziemlich ratlosen jungen Sheridan zurück, der der Delenn dieses Universums von der größten Liebe des Multiversums berichtet, der er gerade Zeuge werden durfte. Ein Glück, dass er vorhin Delenns Stimme nicht erkannt hat und sich alle Beteiligten merklich darum drückten, Delenns Namen in den Mund zu nehmen.
Wir bleiben jedenfalls im Corwin-Universum und kriegen in einer ziemlich schönen Kamerafahrt gezeigt, wie hier welche Figuren wie zueinander stehen.
Hier bleiben wir. Das bestätigt auch Susans Kampfansage am Schluss.
Geht es nach JMS, sollen weitere Animationsfilme im Corwin-Universum entstehen. Geht es nach uns: Immer her damit!
Es ist schwierig, „The road home“ objektiv zu bewerten. Zum einen schwingt natürlich die Freude mit, nach Jahrzehnten neues Material zu bekommen. Zum anderen ist das hier ein klassischer Pilotfilm. Und wie wir vor mittlerweile acht Jahren bei „Die Zusammenkunft “ schon sagten: Pilotfilme sollte man eigentlich nicht so streng bewerten. Es gibt allerdings zwei große Elefanten im Raum: Die Gags sind so naja und rauben dem Film die Gravitas. Wie sollen wir mit Sheridan mitleiden, wenn er ständig flapsige Sprüche reißt? Und dann haben die zu 80% auch noch ein gehöriges Timingproblem, was uns zu Elefant Nummer zwei bringt und der heißt Bruce. Versteh uns nicht falsch: Wir mögen Bruce Boxleitner und vor der Kamera liefert er tolle Arbeit ab. Doch er ist kein guter Sprecher. Vor allem nicht im Zusammenspiel mit der (sehr gut) neu gecasteten jungen Garde an Ersatzsprechenden, die allesamt massig Erfahrungen im Animationsbereich mitbringen. Das Timing von Boxleitner ist selten auf den Punkt und seine Zeilen wirken auch von der Betonung her oft wie Fremdkörper im Redefluss. Da hätte ihm JMS nicht nur ein Mikro sondern auch einen Regisseur mitschicken sollen.
Nichts desto trotz macht „The road home“ einen soliden Gesamteindruck, weiß (bis auf das leere Gelaber am Rand des Universums) zu unterhalten und lässt es in unsren Hosen zucken.
Wir vergeben
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