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Die ökologische Scheinheiligkeit der Militärs

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Die aktuellen Aussagen der NATO-Staaten auf den UNO-Konferenzen im Herbst 2024 stehen im Widerspruch zur Realität. Während offiziell von Klimaschutz und Nachhaltigkeit gesprochen wird, wird die ökologische Zerstörung durch ungebremste Militärausgaben und Kriege vorangetrieben. Anstatt Lösungen für die globale Klimakrise zu fördern, priorisieren diese Staaten die Sicherung geopolitischer Interessen und verschärfen damit die Klimabelastung, was die Menschheit an die Grenze ihrer Bewältigungskapazität bringt. Von Bernhard Trautvetter.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die auf die ökologisch wichtigen UNO-Konferenzen im Herbst 2024 bezogenen Verlautbarungen der Staaten, die mit der NATO in Verbindung stehen, stehen im krassen Widerspruch zur harten Realität.

Im Mai 2022 erklärten die G7-Staaten, also Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA sowie die Europäische Union: „Die G7-Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister einigten sich bei ihrem Treffen auf gemeinsame Maßnahmen für mehr Schutz von Klima, Biodiversität und einer sicheren Energieversorgung. Sie verpflichteten sich auch dazu, vulnerable Länder bei Klimawandel-Schäden stärker zu unterstützen.“

Schon im Vorfeld des aktuell laufenden Weltklimagipfels in Baku vom 11. bis zum 22. November wurde angekündigt, dass Konflikte über die Finanzierung von Klimahilfen den Konferenzverlauf überschatten: „Besonders hart dürfte darüber gerungen werden, wer wie viel bezahlt, um die schwerwiegendsten Folgen der Erderwärmung zu lindern.“ Dieser Planung zufolge haben sich die beteiligten Staaten mit der Zunahme von katastrophalen Klimaereignissen in den letzten Jahren weitgehend abgefunden, jetzt geht es nur noch um die Finanzierung der Hilfe für besonders betroffene Staaten zur ‚Linderung‘ der Folgen dieser Katastrophen. Und dabei gehen Beobachter von Konflikten über die Finanzierung aus. Das entspricht dem Grund für das Scheitern der Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali Anfang November 2024.

Die Neue Zürcher Zeitung ordnete das Scheitern der Konferenz so ein:

„Es wäre lachhaft – wenn es nicht zum Weinen wäre: Die Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali musste am vergangenen Samstag ohne Schlusserklärung beendet werden. Vor allem der Streit um die Finanzierung von Schutzgebieten und anderen Projekten zog sich derart in die Länge, dass immer mehr Delegierte zu ihren Flügen ins Heimatland eilten.“

Hinzu kommt der Plan der USA, 2025 aus dem Welt-Klima-Vertrag von Paris 2015 auszusteigen. Zu den Verpflichtungen der Klima-Konferenz von Paris 2015 gehörten fest vereinbarte Schritte der CO2-Reduktion, um die Erderwärmung möglichst bei 1,5 Grad plus zum Stoppen zu bringen. Zu Donald Trumps Ankündigung schrieb das Handelsblatt: „Das wiederum könnte einen Totalausfall der USA bei der internationalen Klimafinanzierung bedeuten und ebenso die Finanzierung multilateraler Institutionen von den Vereinten Nationen bis zur Weltbank gefährden.“

Dem steht die Priorität vor allem der Staaten mit Verbindung zur NATO gegenüber, die alleine circa 55 Prozent der Weltmilitärausgaben aufwendet. Sie nennen ihre Militärpolitik ‚Sicherheitspolitik‘, obwohl sie die Sicherheit des Lebens auf der Erde untergräbt. Die Scientists for future Österreich veröffentlichten bereits 2021 zu dieser Prioritätensetzung:

„Die Staaten der Welt geben sechs Mal so viel für Militär aus wie für Klimaschutz“.

Diese dem Primat der Sicherung der Lebensgrundlagen entgegenstehende Politik wird auch durch die Ökologieschädigung des Militärsektors deutlich: Die Ende 2023 veröffentlichte Studie »CLIMATE CROSSFIRE« der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) besagt, dass der gesamte militärische CO2-Fußabdruck der NATO von 196 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (tCO2e) 2021 auf 226 Millionen tCO2e im Jahr 2023 stieg – das sind 30 Millionen Tonnen mehr innerhalb von zwei Jahren; das entspricht der Emission von circa acht Millionen zusätzlichen Autos.

Der durchschnittliche jährliche Kohlenstoff-Fußabdruck der NATO von 205 Millionen tCO2e ist höher als die Summe der Treibhausgasemissionen vieler einzelner Staaten innerhalb eines Jahres. Wäre die NATO ein Staat, dann wäre sie an 40. Stelle der größten kohlenstoffemittierenden Staaten der Welt.

Wenn alle NATO-Mitgliedsstaaten bis 2028 die NATO-Vorgaben, mindestens zwei Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung für den Militärsektor auszugeben, erfüllen, wird ihr militärischer Kohlenstoff-Fußabdruck insgesamt zwei Milliarden tCO2e umfassen, das sind mehr als die jährlichen Treibhausgasemissionen Russlands, eines großen erdölproduzierenden Staates.

Diese Klimaschädigungen betreffen Emissionen, ohne dass es bereits zu einem Einsatz von Waffen im Krieg gekommen ist. Die Klimaschädigungen infolge der Kriege unserer Epoche – wie der durch den Irak-Krieg im Jahr 2003 oder der durch den Krieg um die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine (seit 2022) – steigern diese jährlich auftretende Schädigung der Biosphäre durch Militärs zusätzlich und massiv.

Während der Weltklimakonferenz COP 29 veröffentlichte die Universität von Exter das ›Global Carbon Budget‹ mit dieser Information über die Klimaschäden im Berichtsjahr:

„Das 2024 Global Carbon Budget prognostiziert fossile Kohlendioxid-(CO2)-Emissionen von 37,4 Milliarden Tonnen, ein Anstieg von 0,8% gegenüber 2023. Trotz der dringenden Notwendigkeit, die Emissionen zu senken, um den Klimawandel zu verlangsamen, sagen die Forscher, dass es immer noch ‚keine Anzeichen‘ gibt, dass die Welt einen Höhepunkt der fossilen CO2-Emissionen erreicht hat.“

Quintessenz: Ohne radikale Abrüstung werden die ökologischen Probleme der Menschheit immer näher in den Bereich von Ausmaßen ankommen, deren Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.

Die Heuchelei der Vertreter der betreffenden Staaten, wenn sie auf den UNO-Konferenzen und in der Öffentlichkeit von Nachhaltigkeit sprechen, erweist sich als ein Element der immer weiter eskalierenden globalen Katastrophe. Sie sind Nebelkerzen, die die Menschen beschwichtigen sollen, das Geschäft mit dem Krieg und damit mit dem Tod nicht zu durchkreuzen.

Titelbild: Scharfsinn/shutterstock.com

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Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die auf die ökologisch wichtigen UNO-Konferenzen im Herbst 2024 bezogenen Verlautbarungen der Staaten, die mit der NATO in Verbindung stehen, stehen im krassen Widerspruch zur harten Realität.

Im Mai 2022 erklärten die G7-Staaten, also Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA sowie die Europäische Union: „Die G7-Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister einigten sich bei ihrem Treffen auf gemeinsame Maßnahmen für mehr Schutz von Klima, Biodiversität und einer sicheren Energieversorgung. Sie verpflichteten sich auch dazu, vulnerable Länder bei Klimawandel-Schäden stärker zu unterstützen.“

Schon im Vorfeld des aktuell laufenden Weltklimagipfels in Baku vom 11. bis zum 22. November wurde angekündigt, dass Konflikte über die Finanzierung von Klimahilfen den Konferenzverlauf überschatten: „Besonders hart dürfte darüber gerungen werden, wer wie viel bezahlt, um die schwerwiegendsten Folgen der Erderwärmung zu lindern.“ Dieser Planung zufolge haben sich die beteiligten Staaten mit der Zunahme von katastrophalen Klimaereignissen in den letzten Jahren weitgehend abgefunden, jetzt geht es nur noch um die Finanzierung der Hilfe für besonders betroffene Staaten zur ‚Linderung‘ der Folgen dieser Katastrophen. Und dabei gehen Beobachter von Konflikten über die Finanzierung aus. Das entspricht dem Grund für das Scheitern der Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali Anfang November 2024.

Die Neue Zürcher Zeitung ordnete das Scheitern der Konferenz so ein:

„Es wäre lachhaft – wenn es nicht zum Weinen wäre: Die Biodiversitätskonferenz im kolumbianischen Cali musste am vergangenen Samstag ohne Schlusserklärung beendet werden. Vor allem der Streit um die Finanzierung von Schutzgebieten und anderen Projekten zog sich derart in die Länge, dass immer mehr Delegierte zu ihren Flügen ins Heimatland eilten.“

Hinzu kommt der Plan der USA, 2025 aus dem Welt-Klima-Vertrag von Paris 2015 auszusteigen. Zu den Verpflichtungen der Klima-Konferenz von Paris 2015 gehörten fest vereinbarte Schritte der CO2-Reduktion, um die Erderwärmung möglichst bei 1,5 Grad plus zum Stoppen zu bringen. Zu Donald Trumps Ankündigung schrieb das Handelsblatt: „Das wiederum könnte einen Totalausfall der USA bei der internationalen Klimafinanzierung bedeuten und ebenso die Finanzierung multilateraler Institutionen von den Vereinten Nationen bis zur Weltbank gefährden.“

Dem steht die Priorität vor allem der Staaten mit Verbindung zur NATO gegenüber, die alleine circa 55 Prozent der Weltmilitärausgaben aufwendet. Sie nennen ihre Militärpolitik ‚Sicherheitspolitik‘, obwohl sie die Sicherheit des Lebens auf der Erde untergräbt. Die Scientists for future Österreich veröffentlichten bereits 2021 zu dieser Prioritätensetzung:

„Die Staaten der Welt geben sechs Mal so viel für Militär aus wie für Klimaschutz“.

Diese dem Primat der Sicherung der Lebensgrundlagen entgegenstehende Politik wird auch durch die Ökologieschädigung des Militärsektors deutlich: Die Ende 2023 veröffentlichte Studie »CLIMATE CROSSFIRE« der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) besagt, dass der gesamte militärische CO2-Fußabdruck der NATO von 196 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (tCO2e) 2021 auf 226 Millionen tCO2e im Jahr 2023 stieg – das sind 30 Millionen Tonnen mehr innerhalb von zwei Jahren; das entspricht der Emission von circa acht Millionen zusätzlichen Autos.

Der durchschnittliche jährliche Kohlenstoff-Fußabdruck der NATO von 205 Millionen tCO2e ist höher als die Summe der Treibhausgasemissionen vieler einzelner Staaten innerhalb eines Jahres. Wäre die NATO ein Staat, dann wäre sie an 40. Stelle der größten kohlenstoffemittierenden Staaten der Welt.

Wenn alle NATO-Mitgliedsstaaten bis 2028 die NATO-Vorgaben, mindestens zwei Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung für den Militärsektor auszugeben, erfüllen, wird ihr militärischer Kohlenstoff-Fußabdruck insgesamt zwei Milliarden tCO2e umfassen, das sind mehr als die jährlichen Treibhausgasemissionen Russlands, eines großen erdölproduzierenden Staates.

Diese Klimaschädigungen betreffen Emissionen, ohne dass es bereits zu einem Einsatz von Waffen im Krieg gekommen ist. Die Klimaschädigungen infolge der Kriege unserer Epoche – wie der durch den Irak-Krieg im Jahr 2003 oder der durch den Krieg um die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine (seit 2022) – steigern diese jährlich auftretende Schädigung der Biosphäre durch Militärs zusätzlich und massiv.

Während der Weltklimakonferenz COP 29 veröffentlichte die Universität von Exter das ›Global Carbon Budget‹ mit dieser Information über die Klimaschäden im Berichtsjahr:

„Das 2024 Global Carbon Budget prognostiziert fossile Kohlendioxid-(CO2)-Emissionen von 37,4 Milliarden Tonnen, ein Anstieg von 0,8% gegenüber 2023. Trotz der dringenden Notwendigkeit, die Emissionen zu senken, um den Klimawandel zu verlangsamen, sagen die Forscher, dass es immer noch ‚keine Anzeichen‘ gibt, dass die Welt einen Höhepunkt der fossilen CO2-Emissionen erreicht hat.“

Quintessenz: Ohne radikale Abrüstung werden die ökologischen Probleme der Menschheit immer näher in den Bereich von Ausmaßen ankommen, deren Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.

Die Heuchelei der Vertreter der betreffenden Staaten, wenn sie auf den UNO-Konferenzen und in der Öffentlichkeit von Nachhaltigkeit sprechen, erweist sich als ein Element der immer weiter eskalierenden globalen Katastrophe. Sie sind Nebelkerzen, die die Menschen beschwichtigen sollen, das Geschäft mit dem Krieg und damit mit dem Tod nicht zu durchkreuzen.

Titelbild: Scharfsinn/shutterstock.com

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